Nachlese

Die KSG ist ein Ort der Begegnung und des guten Miteinanders. Junge Menschen können hier in Studien- und Lehrzeit ein Zuhause in der Fremde finden. Das zeigte sich erneut wieder beim 75. Patronatsfest unserer Gemeinde. Mehr als 150 Studierende und Gäste kamen an den drei Festtagen zusammen zu Vesper und Begegnung im Garten, zu Festakademie, zu Theater und Galaabend. Den Höhe- und Schlusspunkt setzte an Sonntag ein Festgottesdienst mit Bischof Gerhard Feige.

In seiner Predigt ermunterte der Bischof zu einer Kultur der richtig verstandenen Toleranz: Es gelte, das Anderssein des anderen auszuhalten, zu tragen und ertragen, „auch wenn es schmerzt“. Hilfreich sei da ein klarer Standpunkt. Feige: „Wer in seinem eigenen Glauben verankert ist, hat auch die innere Offenheit, die Auffassungen anderer zu respektieren, ohne sich selbst davon erschüttern zu lassen.“ Die christliche Weltdeutung als richtig anzusehen müsse keinesfalls bedeuten, andere Wege zu verachten und zu hassen. Allerdings habe Toleranz auch Grenzen dort, wo die Würde des Menschen und das Gemeinwohl bedroht seien, Hass und Hetze um sich griffen und Verschwörungserzählungen die Runde machten. Der Patron des halleschen KSG, Thomas Morus, könne wegweisend sein, „wenn es darum geht: kritisch mitzudenken, verantwortlich zu handeln, auf das Gewissen zu hören, Visionen zu trauen und den Humor nicht zu verlieren.“

Das besonders die letztgenannten Worte das Leben der KSG treffend umreißen, zeigte sich an den weiteren Angeboten der Festtage: So setzten sich die Studierenden und ihre Gäste in der Festakademie am Samstag mit der Geschichte der Katholischen Studierendengemeinden in der DDR auseinander. Es zeigte sich, dass das Leben und das Engagement der KSGen an vielen Orten der Republik sehr verschieden ausgeprägt war. Fast allen gemeinsam war jedoch, dass sie Hoffnungsinseln in tristen Meer der DDR waren, Orte, an denen demokratische Spielregeln trainiert wurden. Allerdings zeigte sich auch, dass Politik bis 1989 aus Angst vor Repressalien durch den Staat nahezu keine Rolle spielte. Behörden wie der Stasi wollte man keine Angriffsfläche bieten. Zudem galt es, Studentinnen und Studenten vor Exmatrikulation zu schützen, die wie ein Damoklesschwert über jedem schwebte, der sich gegenüber der staatlichen Agenda unbotmäßig verhielt.

Humor und Lebensfreude zeigten sich schließlich im weiteren Lauf des Samstags bei Theater und Galaabend. Rund 100 Gäste sahen am Nachmittag die ziemlich schräge und schwarzhumorige Geschichte ums Erbe des englischen Schlossbesitzers Septimus Henk von Norman Robbins: „Schau´ nicht unters Rosenbeet“. Mehr als zehn Studierende hatten sich über Monate unter Leitung der ehemaligen KSGlerin Dorothea Mauermann darauf vorbereitet. Der andauernde Applaus zeigte, dass sich die viele Mühe gelohnt hatte. Mit einem Galaabend klang schließlich der sehr ereignisreiche Festtag bei gutem Essen, Tanz und kulturellen Zugaben durch Studierende aus.

Zeitstrahl